Name: Anne
Universität: Humboldt-Universität zu Berlin
Kampagne: I/2019
Land: Berlin
Lernweise: alleine und Uni-Klausurenkurs
Vorbereitungszeit: 1 ½ Jahre
Inhalt
I. Warum habe ich mich für die Examensvorbereitung ohne kommerzielles Rep entschieden?
Für mich stand von vornherein fest, dass ich kein kommerzielles Repetitorium besuchen werde. Zwar habe ich mit dem Gedanken gespielt, mal zum Probehören zu gehen (welches ich aber aus Zeitgründen nicht getan habe), jedoch eher, um ein „Rep“ mal von innen gesehen zu haben und mich ggf. in meiner Entscheidung gegen eine derartige Examensvorbereitung bestärken zu lassen.
Natürlich sprach zum einen der finanzielle Aspekt gegen ein kommerzielles Rep. Vor allem aber sehe ich keinerlei Mehrwert im Besuch einer solchen Veranstaltung, außer dass man vielleicht sein Gewissen beruhigt (denn was viel Geld kostet, muss ja gut sein…) – was einem für das Bestehen des Examens aber nichts bringt.
Ich hatte nie Probleme, mich selbst zum Lernen zu motivieren, sodass ich einen solchen äußeren Druck durch ein Rep nicht brauchte. Selbst wenn man nicht zu den (zugegebenermaßen glücklichen) Leuten gehört, die keine Probleme mit der Motivation haben, erscheint mir der Besuch des Uni-Reps als gleichermaßen geeignet, die Motivation zu fördern, sodass ich ein kommerzielles Rep insoweit für überflüssig halte.
Dass ich mich auch gegen den Besuch des Uni-Reps entschieden habe, lag zum einen daran, dass mir Vorlesungen und AGen während des Studiums kaum etwas gebracht haben. Die Vorlesungen habe ich, außer während des Schwerpunkts, nie besucht, und auch die AGen hatten für mich eher den Zweck, sicherzugehen, dass ich alle relevanten Themen gelernt habe. Der andere Grund war ganz praktischer Natur – das UniRep (an der HU) findet stets vormittags statt. Morgens und vormittags ist aber die Zeit, in der ich am besten Lernen kann. Durch den Besuch des UniReps hätte ich also meine effektivste Lernzeit mit einer für mich eher ineffektiven Lernmethode verbracht.
Allerdings ist mir die Entscheidung auch gegen das UniRep nicht so leicht gefallen, wie die Entscheidung gegen ein kommerzielles Rep. Denn die verbreitete „Panikmache“ vor dem Examen hat mich schon daran zweifeln lassen, ob es überhaupt möglich ist, sich komplett eigenständig hierauf vorzubereiten (Spoiler: ja, es ist). Ich habe daher ernsthaft in Erwägung gezogen, meinen kompletten Tagesrhythmus umzuwerfen und meine eigentlichen Lerneinheiten vor das UniRep zu legen, also um 2 Uhr morgens (o.ä.) aufzustehen. Da dies aber absolut sozial-inkompatibel ist, man kaum noch Tageslicht abkriegt, und die Materialen des UniReps pünktlich zu Beginn meiner Examensvorbereitung im Oktober 2017 erstmals einheitlich in einen moodle-Kurs gestellt wurden, sodass man auch ohne x Passwörter hierauf zugreifen konnte und seinen eigenen Lernfortschritt so mit den im UniRep behandelten Themen abgleichen konnte, war auch meine Entscheidung gegen den Besuch des UniReps gefallen.
Ein weiterer Grund gegen den Besuch eines kommerziellen Reps war, dass ich mit den Skripten von Alpmann/Hemmer/xyz schon während des Studiums nie etwas anfangen konnte. Zwar habe ich versucht, gerade die zivilrechtlichen Nebengebiete mit diesen Skripten zu lernen, weil ich dachte, dies würde Zeit sparen. Ich fand den Stil dieser Skripte jedoch so furchtbar, dass ich (a) hiermit deutlich länger für die Erarbeitung eines Themas gebraucht habe, und (b) ich eine – um es freundlich auszudrücken – intensive Abneigung gegen Alpmann/Hemmer/xyz entwickelt habe. Mich freiwillig in die Kurse ebendieser Verlage zu setzen kam daher nicht in Frage.
Insbesondere die ständigen Hinweise „das ist superwichtig/das kannst du vergessen/wenn du diesen Streit nicht so und so entscheidest frisst dich der Korrektor“ haben mich gestört – ich möchte bitte selbst entscheiden (bzw. ggf. § 3 IV JAO-Bln zu Rate ziehen), welches Thema ich wie gründlich lerne und welche Ansicht ich so überzeugend finde, dass ich ihr folge. Gerade die Hinweise der kommerziellen Reps zur Relevanz einzelner Themen sollte man wohl mit Vorsicht genießen – in meiner Kampagne wurde u.a. ein Thema abgeprüft, welches laut Aussage eines der großen Rep-Anbieter irrelevant sei (welches ich natürlich nur vom Hörensagen weiß, sodass man meine Aussage wohl auch mit Vorsicht genießen sollte).
Auch meine Entscheidung gegen die Vorbereitung mit einer Lerngruppe beruhte v.a. auf der guten Erfahrung, die ich mit dem selbstständigen Lernen mittels Lehr- und Fallbüchern während des Studiums gemacht hatte. Weiterhin wollte ich gerne so flexibel wie möglich sein, d.h. mir meine Lernzeiten komplett frei einteilen und insbesondere selbst entscheiden, wieviel Zeit ich für ein Thema aufwende. I.R. einer Lerngruppe besteht dagegen immer ein gewisser Druck, halbwegs synchron zu den anderen vorzugehen – jedenfalls ist dies meine Vorstellung, eigene Erfahrungen habe ich logischerweise nicht.
Wie auch bei der Entscheidung gegen das UniRep hatte ich auch bei der Entscheidung gegen eine Lerngruppe Bedenken, ob eine Examensvorbereitung so komplett alleine überhaupt möglich ist. Da rational die Gründe, die in meinem Fall gegen eine Lerngruppe sprachen, aber überwogen, habe ich es gewagt, mit dem Plan B im Hinterkopf, dass man sich ja ggf. auch später noch einer Lerngruppe anschließen/eine solche gründen kann (auf den ich aber nicht zurückgriff).
II. Ablauf meiner Examensvorbereitung
Die meisten erwarten jetzt wahrscheinlich, dass ich hier meinen Lernplan beschreibe bzw. wie ich bei der Erstellung meines Lernplans vorgegangen bin. Mein Lernplan bestand aber lediglich aus dem schon erwähnten § 3 IV JAO-Bln sowie der Reihenfolge und ungefähren Zeitplan des UniReps, sodass es hierzu nicht viel zu Schreiben gibt.
Ganz zu Beginn habe ich zwar versucht, einen klassischen Lernplan aufzustellen, mit genau ausgerechneten Zeiten für die einzelnen Themen. Diesen Versuch habe ich aber sehr schnell aufgegeben, da ich ja nicht wissen konnte, wieviel Zeit ich für die einzelnen Themen brauchen würde – und es ist ja auch keine Option, relevante Themen, die einem aber dann doch schwerer Fallen als erwartet, nur zu überfliegen, weil der Lernplan die Zeit, die man eigentlich bräuchte, nicht hergibt. Statt also einen Lernplan zu erstellen, der immer wieder hätte angepasst werden müssen, habe ich mich am Zeitplan des UniReps orientiert, sodass ich eine grobe Orientierung bzgl. der für ein Rechtsgebiet aufzuwendenden Zeit hatte und nach knapp einem Jahr einmal mit dem Stoff durch sein würde. Ein weiterer Vorteil war, dass ich so die Themen in derselben Reihenfolge lernte, wie sie im UniRep vorkamen, sodass ich die Fälle aus dem UniRep gut zur Ergänzung nutzen konnte.
Um meine Vorbereitung mal ganz praktisch zu beschreiben:
Ich habe durchgehend zuhause gelernt, wie bereits während des Studiums, denn dort kann ich mich am besten konzentrieren. Daneben spart man so die Fahrzeiten. Auch öffnen die Bibliotheken (für meine Verhältnisse) viel zu spät.
Ich habe zu jedem Rechtsgebiet zunächst ein Lehrbuch durchgearbeitet und mir daraus eigene Skripte am Computer (einfache Word-Dokumente) erstellt. Das Arbeiten am PC hat den Vorteil, dass man später unproblematisch Ergänzungen/Änderungen vornehmen kann – was bei mir sehr oft vorkam – ohne dass die Unterlagen aussehen wie Kraut und Rüben. Auch bin ich beim Schreiben am PC viel schneller als mit der Hand. Teilweise habe ich zur Ergänzung (z.B. wenn ein Thema in einem Lehrbuch für meinen Geschmack zu kurz/unverständlich dargestellt wurde) weitere Lehrbücher und v.a. auch Kommentare zur Ergänzung herangezogen. Gerade die gängigen Kommentare, ebenso wie die Studienkommentare (z.B. Joecks/Jäger für Strafrecht) hatte ich eigentlich immer zu Hause, da man hier sehr schnell alles nachgucken kann, was man in den Lehrbüchern vielleicht übersehen hat.
Die ganzen Bücher und Kommentare habe ich mir natürlich nicht gekauft, sondern aus der Lehrbuchsammlung des Grimm-Zentrums bzw. aus der Senatsbibliothek (Teil der Berliner Stadtbücherei/der ZLB, sitzt in der Breiten Straße 30-36 auf der Fischerinsel, circa 5-10 Gehminuten von der Fakultät entfernt) ausgeliehen. Gerade letztere ist (noch) ein Geheimtipp, man bekommt hier sehr aktuelle (Lehr-)Bücher, auch solche, die es in der Grimm nicht gibt.
Einige wenige Lehr-/Fallbücher musste ich mir natürlich dennoch kaufen, aber insgesamt habe ich nicht mehr als circa 150 € ausgegeben.
Die von mir erstellten Skripte habe ich später dann auch zum Wiederholen genutzt – wobei das Wiederholen der Aspekt der Examensvorbereitung war, der mir am schwersten fiel. Ich wollte immer lieber weiter im Stoff vorankommen, sodass ich während des ersten dreiviertel Jahres kaum wiederholt hab. Erst als dann bzgl. des noch zu lernenden Stoffs ein Ende in Sicht war (also im Sommer 2018, nachdem ich im Oktober 2017 mit der Vorbereitung angefangen hatte), habe ich langsam mit dem Wiederholen angefangen.
Da ich aber von vornherein 1 ½ Jahre für die Examensvorbereitung eingeplant hatte, war dies kein großes Problem, ich hatte ja immer noch bis Anfang April 2019 Zeit. Vielleicht/wahrscheinlich wäre es effektiver gewesen, direkt von Anfang an zu wiederholen, sodass ich nicht unbedingt ein gutes Beispiel bin. Wichtig ist aber – denke ich – vor allem, dass man sich seiner Schwächen bewusst ist, sodass man diese kompensieren kann – in meinem Fall also dadurch, dass ich mir zum Ende hin vor den Klausuren genügend Zeit für mehrere Wiederholungsdurchgänge gelassen habe.
Natürlich habe ich auch mit Fällen gearbeitet. Meistens habe ich mir meinen Tag so eingeteilt, dass ich morgens und Vormittags neuen Stoff gelernt bzw. meine Skripte wiederholt habe, und nach einer längeren Mittagspause Fälle gemacht habe, also eine Lösungsskizze angefertigt habe und dann die Musterlösung durchgegangen bin.
Fallsammlungen gibt es zahlreiche, wobei ich nie mit denen der Anbieter kommerzieller Reps gearbeitet habe, siehe oben. Empfehlen kann ich z.B. Beulke und Bosch für Strafrecht, Degenhart und Peine für ÖffRecht, Preis/Prütting/u.a. für alle drei Rechtsgebiete. Für Zivilrecht gibt es z.B. Heinrich, ansonsten differenziert je nach Rechtsgebiet. Im Zweifel einfach mal die ReWi-Bib durchforsten, so hab ich es gemacht. Daneben finde ich die Reihe „Beck’sches Examinatorium“ sehr gut, gibt es nur leider (noch) nicht zu jedem Rechtsgebiet.
Wie oben schon erwähnt, habe ich oft auch auf die Fälle aus dem UniRep zurückgegriffen, wobei die Qualität da je nach unterrichtendem Professor teils sehr schwankt. Am besten fand ich immer die ÖffR-Fälle.
Und, für mich die Haupt-Quelle für Fälle: Die JuS. Ein Abo lohnt sich hier echt, man hat hierdurch Zugriff auf alle in der JuS abgedruckten Fälle seit dem Jahr 2000, und viele der abgedruckten Fälle sind Original-Examensklausuren. Natürlich gibt es auch andere Ausbildungszeitschriften mit Fällen, kostenlos z.B. die ZJS, aber da ich ganz überwiegend mit der JuS gearbeitet habe kann ich hierzu nichts sagen.
Schließlich habe ich ab Ende November 2018, also circa sechs Wochen nach Beginn meiner Vorbereitung, die Klausuren des Uni-Klausurenkurses mitgeschrieben – zunächst Freitags in der Uni, später Samstags zu Hause. Das Schreiben in der Uni hat natürlich den Vorteil, dass es näher an der Examens-Atmosphäre ist, was bei mir allerdings auch ziemliche Panik ausgelöst hast – interessanterweise deutlich größere Panik als dann später während der echten Examensklausuren.
Die Klausuren habe ich stets in fünf Stunden und ohne Hilfsmittel (also nur mit den Gesetzestexten, logischerweise) geschrieben – man kann dies, v.a. am Anfang, sicherlich auch anders machen, also Lehrbücher o.ä. zu Rate ziehen wenn man nicht weiter weiß, ist Geschmackssache. Das Schreiben ohne Hilfsmittel hat natürlich den Vorteil, dass zum einen die Noten realistischer sind, vor allem aber, dass man übt, auch solche Fälle zu lösen, bei denen man keine Ahnung hat, was der Klausurenersteller von einem will, man also nur auf den Gesetzestext zurückgreifen kann. Da mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit eben solche Klausuren auch in den Examensprüfungen gestellt werden, ist es sehr vorteilhaft, das ganze vorher schon mal gemacht zu haben.
Da mir das Nachbereiten der korrigierten Klausuren schwer fiel, bin ich eigentlich immer zur Klausurbesprechung gegangen, so hatte man einen großen Teil der Nachbereitung bereits erledigt.
Ein großes Manko an der HU ist ja, dass während der Semesterferien kein Klausurenkurs stattfindet. Als Ersatz habe ich zweimal am Probeexamen teilgenommen (verpflichtend ist ja nur einmal), und in den übrigen Wochen Klausuren aus der JuS unter normalen Klausurbedingungen geschrieben und auch selbst korrigiert. Ursprünglich war dies eher ein Notbehelf, aber ich hab festgestellt, dass es durchaus Sinn macht, seine eigenen Klausuren auch mal aus der Sicht eines Korrektors zu sehen. Zum einen achtet man so auf eine bessere Handschrift, v.a. aber ist mir aufgefallen, dass ich in der Hektik des Schreibens häufig „seltsame“ bis unverständliche Formulierungen/grammatikalisch Konstruktionen verwendet habe, sodass ich begonnen habe zu verstehen, warum mir von den echten Korrektoren Punkte abgezogen wurden, obwohl ich doch „eigentlich“ das richtige gemeint hatte…
Samstagnachmittags und sonntags war bei mir immer frei, mit Ausnahme jeweils der letzten zwei Wochenenden vor den Klausuren bzw. vor der mündlichen Prüfung.
Daraus ergibt sich bereits, dass ich vor den Klausuren keinen Urlaub o.ä. gemacht habe, sondern bis zum letzten Tag gelernt hab – wobei die letzten zwei, drei Tage eher ein chaotisches Hin- und Herspringen von einem Thema zum anderen waren, inhaltlich also keinen Nutzen hatten. Dennoch würde ich es, auch rückblickend, wieder so machen. Um mich zu erholen war ich zu nervös, und so hatte ich zumindest das (gute) Gefühl, mein Möglichstes getan zu haben.
Ich denke aber, gerade was die letzten Tage vor den Klausuren angeht muss jeder für sich selbst entscheiden, was für ihn am besten ist, bloß nicht von anderen verrückt machen lassen die sagen, man müsste auf jeden Fall/dürfte keines Falls xyz…
Zum Ablauf der schriftlichen Prüfungen gibt es nicht so viel Spannendes zu erzählen. Eigentlich läuft alles ganz ähnlich ab wie beim Klausurenkurs/beim Probeexamen, nur halt ohne Klausurbesprechung (glücklicherweise). Nach Ende der Bearbeitungszeit fängt der ganze Saal an zu vergleichen, was wer geschrieben hat, sodass ich nur empfehlen kann, die Ohrstöpsel drinnen zu lassen bzw. sich die Ohren zuzuhalten bis man alleine in der S-Bahn sitzt.
Ich war deutlich(!) weniger nervös, als ich im Vorhinein erwartet hatte. Nur körperlich waren die Klausuren anstrengender als erwartet, sodass ich empfehlen kann, (sehr) früh ins Bett zu gehen und genug zu schlafen.
III. Vorbereitung auf die mündliche Prüfung
Nach den schriftlichen Prüfungen bin ich zunächst sechs Wochen weggefahren, habe Urlaub gemacht und Freunde und Familie besucht. In dieser Zeit habe ich mich absolut Null mit Jura beschäftigt.
Nachdem ich wieder in Berlin war, habe ich dann so langsam mit der Vorbereitung für die mündliche Prüfung begonnen, indem ich zunächst – wieder einmal – alle meine Skripte durchgegangen bin und weiter Klausuren gelöst habe, also eigentlich alles wie vor den schriftlichen Prüfungen.
Als dann die Noten der Klausuren veröffentlicht waren, die mündliche Prüfung also in Sichtweite rückte, habe ich angefangen, mich mehr auf aktuelle Themen/Rechtsprechung zu konzentrieren. Zu diesem Zweck kann ich „beck-aktuell“ sehr empfehlen (kann man auch als Newsletter abonnieren). Alternativ habe ich noch FAZ-Einspruch und lto ausprobiert, wobei mir v.a. FAZ-Einspruch zu „unjuristisch“ war – in der mündlichen Prüfung reicht es ja nicht, ein aktuelles Thema zu kennen, sondern man sollte auch die entsprechenden juristischen Probleme kennen, welche m.E. bei beck-aktuell am besten dargestellt werden.
Daneben gibt es natürlich die Rechtsprechungsübersichten in den Ausbildungszeitschriften, wobei diese bei Erscheinen der Zeitschrift i.d.R. auch schon einige Monate alt sind, was gerade für die mündliche Prüfung oft schon zu alt ist.
Ergänzend: in meiner Kampagne kam weder in den Klausuren noch in meiner mündlichen Prüfung ein aktueller, in einer Ausbildungszeitschrift besprochener Fall dran.
Vor der mündlichen Prüfung habe ich auch erstmalig eine Art Lerngruppe gehabt. Eine Freundin, die ebenfalls an der Kampagne teilnahm, und ich haben uns einmal die Woche gegenseitig Aktenvorträge vorgetragen und mit dem jeweils anderen ein Vertiefungsgespräch geführt.
Vor allem das intensive Üben der Vorträge kann ich nur sehr empfehlen – ich habe zusätzlich zu den Vorträgen in der Lerngruppe noch alleine zuhause Klausuren gelöst, also eine Lösungsskizze erstellt, und mir selbst die Lösung dann laut vorgetragen. Gerade die ersten Male war mein Vortrag wirklich grauenhaft, ich habe kaum einen geraden Satz rausgekriegt. Ich hätte vorher nie gedacht, dass dies so schwierig ist – schließlich besteht der Aktenvortrag eigentlich nur im mündlichen Präsentieren einer Klausurlösung. Allerdings habe ich mich auch schon nach einigen wenigen solcher Vorträge sehr verbessert, und mein Aktenvortrag während der mündlichen Prüfung lief dann sehr gut, sodass sich das Üben echt gelohnt hat.
Vor der mündlichen Prüfung war ich dann nervöser als vor den Klausuren, obwohl ich durch meine Noten aus den Klausuren eigentlich keinen sonderlichen Druck hatte. Auch fand ich die mündliche Prüfung insgesamt deutlich anstrengender als die Klausuren – aber immerhin weiß man, dass es nach diesem einen Tag dann tatsächlich geschafft ist.
IV. Ergebnis, Rückblick und Ausblick
Mit dem Ergebnis meines Examens war/bin ich sehr zufrieden. Zwar möchte ich ungern meine Note nennen, aber es hat dicke gereicht, um promovieren zu können, womit ich vor wenigen Wochen begonnen habe.
Mir ist bewusst, dass ich einen ziemlich ungewöhnlichen Weg der Examensvorbereitung gewählt habe, der für mich persönlich zwar ideal war, und den ich auch jederzeit wieder so gehen würde. Gerade für Leute, die sich nur schwer kontinuierlich über ein bis zwei Jahre selbst motivieren können, und/oder die sich schnell von anderen verunsichern lassen (Stichwort: „ohne kommerzielles Rep ist das Examen nicht zu schaffen“) ist meine Variante aber wohl nur bedingt nachahmenswert. Wem also mein Weg zu ungewöhnlich/kreativ/wahnsinnig erscheint, der sollte vielleicht doch eher das UniRep oder eine Lerngruppe in Betracht ziehen.
Fazit: Ich fand das Examen weit weniger schlimm als es einem vom ersten Semester an eingeredet wird.